Nachhaltigkeit - ein Konzept von gestern oder für morgen?

Beim Pro Carton/PROPAK Austria Marketing Event im Oktober 2018 machte der Geschäftsführer von Fairtrade Österreich, Hartwig Kirner, deutlich, dass die Kreislaufwirtschaft der Zukunft bereits begonnen hat und der Erfolg ohne nachhaltige Produkte nicht mehr denkbar ist. Fairtrade hat im Jahr 2017 weltweit Waren im Wert von $8,49 Milliarden verkauft. Allein im Jahr 2017 stieg der Umsatz um 8 Prozent. Die Bewegung begann 1988 in den Niederlanden. Heute arbeitet Fairtrade International mit 1,6 Millionen Bauern in 75 Ländern zusammen. Hartwig Kirner kommt aus der Markenartikelbranche und hat Fairtrade in den letzten 11 Jahren zu einer der wichtigsten Marken in Österreich gemacht.

Positive Entwicklung

"Entgegen der landläufigen Meinung hat sich die Welt in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt: Es gibt weniger Armut, 80 Prozent der Menschen können inzwischen lesen und schreiben, und in Bangladesch ist die Geburtenrate pro Frau auf 2,3 Kinder gesunken. Dennoch glauben die meisten Menschen weltweit, dass sich die Welt in den letzten Jahren verschlechtert hat, vor allem in Europa." "Viele Menschen glauben, dass die Dinge früher besser waren, aber das stimmt nicht. Auch bei uns war die Armut viel weiter verbreitet als heute, eine Zweizimmerwohnung für sieben oder acht Personen war keine Seltenheit, und die meisten Menschen mussten in der Landwirtschaft körperlich sehr hart arbeiten. Oft hört man: Nichts scheint zu funktionieren, die Welt wird immer schlechter. Aber die Realität ist ganz anders. Wenn man sich dafür einsetzt, dass die Welt besser wird, dann wird sie auch besser. Das heißt: Weltverbesserer sind Realisten!" Fairtrade hat sich zum Ziel gesetzt, die Situation von Kleinbauernfamilien in Lateinamerika, Afrika und Asien zu verbessern. "Es geht nicht um Wohltätigkeit, sondern um eine faire Entlohnung der Menschen, die für uns Produkte herstellen. Wir haben drei Säulen der Nachhaltigkeit in unserem Einzelhandelsportfolio: Regionalität, biologischer Anbau und fairer Handel".

Das Vertrauen der Verbraucher

"Heute sagen 62 Prozent der Menschen, dass sie Unterstützung im Leben suchen. Das Vertrauen in die etablierten Institutionen ist gesunken. Deshalb wird Nachhaltigkeit immer wichtiger. Es gibt eine große Sehnsucht nach ehrlichen, reinen Produkten. Die Absatzentwicklung von Fairtrade-Produkten war schon zu Beginn unseres Jahrtausends sehr positiv, aber seit der Wirtschaftskrise ist das Wachstum geradezu explodiert. In den letzten fünf bis sieben Jahren hat das Thema Nachhaltigkeit enorm an Dynamik gewonnen." 79 Prozent der Verbraucher vertrauen der Marke Fairtrade. "Es ist wichtig, dass wir nicht stehen bleiben, sondern uns weiter entwickeln. Es darf nie auch nur der Hauch eines Verdachts aufkommen, dass etwas nicht stimmt. Gerade wenn man als Branche in Sachen Nachhaltigkeit gut aufgestellt ist, muss man hart an dem Thema arbeiten." Umfragen zeigen, dass die Menschen zunehmend Fairtrade-Produkte kaufen wollen. "Fast drei Viertel der Menschen sagen, dass sie Fairtrade-Produkte kaufen wollen. Ich weiß, dass das Wunschdenken ist, aber es zeigt, dass dieser Trend in der Gesellschaft an Bedeutung gewinnt. In Österreich gehört die Marke Fairtrade mittlerweile zu den Top 25."

Das Beste aus den Chancen machen

"Man kann es nicht oft genug sagen: Nachhaltigkeit ist ein extrem aktuelles Thema. Die Lebensmittelbranche ist hier derzeit ein echter Treiber und ergreift viele Initiativen. Das ist kein Greenwashing mehr, das sind echte Anstrengungen, weil der Handel seine Verbraucher am besten versteht und weiß, was sie wollen. Die Frage der Nachhaltigkeit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das Thema Plastik ist zu einem der größten gesellschaftlichen Megatrends geworden: Die Chance, Karton gegen Plastik zu positionieren, ist größer denn je." "Ich würde aber davor warnen, mit dem mahnenden Zeigefinger zu predigen. Das kommt bei den Verbrauchern nicht gut an. Wir bei Fairtrade haben das schon vor vielen Jahren aufgegeben. Immer nur auf die Probleme hinzuweisen, frustriert die Menschen. Sie wollen ein positives Image haben, und wir bei Fairtrade sehen auch, dass wir viel mehr Gehör finden, wenn wir die positiven Aspekte einer Nachhaltigkeitsstrategie in den Vordergrund stellen. Die Karton- und Faltschachtelindustrie muss zeigen, was ihre Produkte leisten können. Die Zeit ist reif für Karton, aber diese Chance muss auch genutzt werden, um die Ökologie zu stärken." "Wenn ich mir anschaue, wie sich die Welt in den letzten Jahren zum Positiven verändert hat, bin ich stolz darauf, dass auf dieser Veranstaltung das Thema Verpackung auf einer hervorragenden Plattform diskutiert und an positiven Lösungen gearbeitet wird. Ich freue mich, dass die Karton- und Faltschachtelindustrie das Thema Nachhaltigkeit wirklich ernst nimmt."