Alles Mittelmaß oder was?

Der Genetiker und Bestsellerautor Markus Hengstschläger forderte kürzlich bei einer Marketingveranstaltung von Pro Carton und Propak Österreich in Wien den Verzicht auf Mittelmaß. Nach dem Vorbild des "erfolgreichsten Experiments der Welt" - der Evolution - sollte die Branche mehr Mut zeigen, Individualität und Kreativität fördern. Die Verpackung Auch die Lieferkette kann von diesem Prinzip lernen - bis hin zum Point of Sale. Die Zukunft war noch nie so wenig vorhersehbar wie heute. "Vor hundert Jahren wusste ein junger Mensch, dass die Fähigkeiten, die er in seinem Beruf erworben hatte, bis zur Rente reichen würden. Im Millenniumsjahr 2000 wurde festgestellt, dass die Menschheit ihr Wissen alle zehn Jahre verdoppelt. Das war noch überschaubar, mit "lebenslangem Lernen" konnte man mithalten. Aber heute ist das nicht mehr möglich. Alles, was man lernen oder lehren kann, verdoppelt sich alle 24 Stunden."  

Basis für die Zukunft

"Nie zuvor hat eine Generation so viele Veränderungen erlebt. Niemand weiß heute, wie wir in 20 Jahren kommunizieren werden. Ist es überhaupt möglich, für die Zukunft gerüstet zu sein?" Für die Golfstaaten ist das nicht notwendig, sie haben Öl. Auch für Länder mit billigen Arbeitskräften ist es nicht notwendig, sie stellen einfach her, was andere erfinden. "Die meisten Länder in Europa haben kein Öl, und Arbeitskräfte sind teuer. Deshalb müssen wir darüber nachdenken, wie wir uns auf die Zukunft vorbereiten können." "Erinnern wir uns an eine Gruppe von Schülern in der Schulturnhalle: Ab und zu kam ein Ball, den es zu fangen galt. Das war eigentlich kein Problem. Aber heute fliegen die Bälle aus allen Richtungen." Statistische Analysen helfen hier nicht wirklich weiter. "Wenn zum Beispiel 10 Bälle von links oben und 10 von rechts unten kommen, was ist dann der Durchschnitt? Die Mitte. Also sagt der Sportlehrer seinen Schülern, sie sollen sich in die Mitte stellen, obwohl in Wirklichkeit kein einziger Ball von dort kam. Das Ergebnis ist vernachlässigbar." Aus demselben Grund wird jungen Menschen oft geraten, sich in die Mitte zu stellen, wo alle stehen. Denn wenn das alle tun, kann es nicht ganz falsch sein. "Aber die Ergebnisse bleiben schlecht. Wenn man nicht weiß, was morgen kommt, muss man flexibel sein."  

Das erfolgreichste Experiment der Welt

Genetiker wissen das. Ein Beispiel: "Nesseltiere leben in einer Pfütze, extrem kleine Lebewesen, die man mit bloßem Auge nicht sehen kann. Sie vermehren sich ungeschlechtlich, durch Teilung. Dies ist ein sehr schneller Prozess, und die Nachkommen sind identisch. Unter guten Bedingungen wird die Pfütze von Milliarden von Nesseltieren bevölkert. Aber wenn die Temperatur um ein paar Grad steigt, wird keiner von ihnen überleben. Wenn ein Unternehmen ein erfolgreiches Produkt auf den Markt bringt, dann wird es dieses so schnell wie möglich reproduzieren, bis der Markt gesättigt ist und das Unternehmen den Markt beherrscht. "Das sichert zwar den kurzfristigen Erfolg, ist aber auf lange Sicht höchst gefährlich. Wenn ein X-Event eintritt, ein "außergewöhnliches Ereignis", dann ist das Unternehmen unvorbereitet. Und in Zukunft werden wir mehr X-Ereignisse erleben als je zuvor." Wenn ein X-Ereignis eintritt und alle unterschiedlich sind, wird es immer jemanden geben, der überlebt. "Je mehr unterschiedliche Talente wir haben, desto wahrscheinlicher ist es, dass jemand die Antwort auf eine Frage hat, die wir heute noch gar nicht kennen. Die Evolution ist das erfolgreichste Experiment der Welt, weil wir alle unterschiedlich sind. Wir haben genug Antworten für zukünftige Fragen! Das Problem ist nur, dass wir die meisten von ihnen über Bord werfen, weil wir die Fragen noch nicht kennen."  

Die Zukunft gestalten

Die Industrie muss umdenken. "Sie verlangt nicht nach Peaks & Freaks, sondern nach jungen, billigen Absolventen, die tun, was man ihnen sagt. Wer bereit ist, neue Wege zu gehen, muss die alten verlassen. Das muss in den Unternehmen gefördert werden. Das kostet zwar Geld, aber das ist schnell wieder hereingeholt. Wir müssen Strukturen schaffen, die ein Höchstmaß an Individualität und Kreativität zulassen!" Wie kann man das schaffen? Mit der richtigen Balance zwischen sicheren und risikoreichen Projekten. Das Management der Zukunft verlangt zwei Dinge: "Man muss das Verhältnis "riskant : sicher" jeden Tag neu justieren. Man muss so viele sichere Projekte fördern, dass man sich die riskanten leisten kann. Und zweitens: Was an Talent fehlt, darf man nicht selbst machen, man muss fehlende individuelle Intelligenz durch zwischenmenschliche Intelligenz ersetzen. Soziale Kompetenz muss kompensieren, was man nicht kann."  

Ein neuer Ansatz für die Lieferkette

Mit all diesen Beispielen zeigt Markus Hengstschläger, wie wichtig es ist, nicht in die Mittelmäßigkeitsfalle zu tappen. Das gilt für alle Bereiche der Wirtschaft: Ob Personalführung, Produktentwicklung, Marketing oder Verpackung - nur ein Höchstmaß an Gestaltungsfreiheit und Individualität sichert die Antworten, die wir für die Zukunft brauchen Und die Packaging Supply Chain sollte von diesem Prinzip lernen. Früher genügte es, für das gleiche Problem eine bessere Lösung zu finden, heute müssen wir ganz neue Wege gehen - und das gilt für alle an der Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen. Niemand weiß genau, wohin die Entwicklung gehen wird, aber wer wartet, bis es soweit ist, hat den Anschluss verpasst. Die Verpackungslieferkette sollte sich mit Verpackungslösungen befassen, die das Undenkbare denkbar machen, mit Eigenschaften, die mögliche zukünftige Anforderungen umfassen, die sich von dem, was wir heute kennen, völlig unterscheiden können, und das gilt auch für den Point of Sale - der heute überall ist.