Datum | 30. Oktober 2013 / www.procarton.com | |||||||
Titel | "The slower you move, the faster you die!" | |||||||
Text | Dieses provokante Motto stellte David Bosshart, Chef des renommierten Duttweiler-Instituts, bei seinem Vortrag im Rahmen des Events "25 Jahre Pro Carton" auf dem ECMA-Kongress im September in Dubrovnik voran. Er zeichnete ein hochaktuelles Szenario gegenwärtiger Verhaltensweisen und künftiger Sehnsüchte. Pro Carton hat ihn gefragt, was das für die Verpackung bedeutet. | Für den Download in Druckqualität bitte auf das Bild klicken. |
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Unser Leben hat sich dramatisch verändert, und es verändert sich weiter. Entwicklungen, die früher 100 Jahre gedauert haben, sind heute nach fünf Jahren abgeschlossen. Die Beschleunigung aller Lebensbereiche ist eine der sichtbarsten Entwicklungen unserer Zeit. Ausgehend von der technischen Entwicklung wird alles immer schneller und schneller, das Essen, der Schlaf, das Leben, die Arbeit, die Erholung, ja sogar die Pensionierung und das Sterben. Im Gegenzug wächst das Bedürfnis nach Verlangsamung, wird der Ruf nach Entschleunigung laut – die romantische Sehnsucht nach einer anderen Welt.
Immer neue Essensformen weg von der traditionellen Mahlzeit – von der schnelleren Zubereitung über Fast Food bis zu trinkbaren Mahlzeiten – verkürzen den Zeitbedarf für die Nahrungsaufnahme gegen null. Durch "Power-Naps" zwischen Arbeitsblöcken versucht man, den Zeitbedarf für den Schlaf zu reduzieren: Kurzschlaf überall, ob im Büro oder im Park. Outsourcing, Self-Service und Automatisierung beschleunigen professionelle wie private Beschaffungsvorgänge.
Neue Verhaltensweisen Ganz neue, charakteristische Körperhaltungen am Computer oder iPad fordern Architekten und Möbeldesigner heraus. Der Konsument im digitalen Zeitalter ist multifunktionell – als Benutzer, Mitdenker, Mieter, Ausprobierer, Sharer, Wiederverkäufer, Treiber, Tauscher, Mit-Arbeiter oder Hersteller. Besitz wird immer unwichtiger, vieles ist ohne Kauf verfügbar.
Vor allem aber entstehen neue Verhaltensweisen. Da ist zunächst das Verlangen nach umgehender Belohnung und Befriedigung – aufgeschobene Genüsse werden abgelehnt. Man sieht es, man will es jetzt – einschließlich Rabatten. Zweitens wächst Entscheidungsmüdigkeit durch ständigen Zeitdruck und weil das frei verfügbare Geld zu Ende geht. Drittens die schnelle Gier: Konsumenten entwickeln rasche Wünsche und wollen diesen Wünschen ungehindert nachgehen können. Viertens der "Stickiness Factor": Die gewonnene Zeit versickert leicht in Apps, die uns aus dem Smartphone entgegenspringen und an uns hängenbleiben – oder wir an ihnen.
Systematische Kreativität Um trotz ungeheurer Betriebsamkeit die eigene Kreativität zu entwickeln, hat David Bosshart verschiedene Ratschläge bereit. Zu allererst: "Vermeiden Sie Infogeschäftigkeit!" Übermäßige Informationsaufnahme zum Beispiel lähmt die schöpferische Kraft. Einfachheit ist das Mittel der Wahl. Im kreativen Prozess gibt es zwei Tempi: das eine schnell, automatisch, intuitiv und weitgehend unbewusst, das zweite langsam, bedächtig, bewusst, konzentriert.
Welchem Tempo Bosshart den Vorzug gibt, ist leicht zu erraten. Rasche, intuitive Entscheidungen sind im Alltag mit seinen Routineprogrammen gefragt, ein Overflow von Informationen hilft nicht, er behindert eher. Um Kreativität zu beschleunigen, präsentierte er eine umfangreiche Checklist für schnelleres Denken, Kommunizieren, Entscheiden und Handeln.
Aus diesen Aufgaben werden völlig neue Berufe entstehen. Der Grund: Um in immer kürzer werdenden Prozessen neue Ideen, Produkte oder Geschäftsmodelle zu finden, werden ganz neue Jobprofile wichtig. "Sind Sie kreativ? Können Sie sich das vorstellen?", fragt Bosshart, und zählt auf: "Director of Mind and Mood, Vice President of Cool, Chief Imagination Officer, Visualizer; Assistant Storyteller, Manager of Diversity, Supply Chain Inefficiencies Detector, Taste Maker Support, Alternative Currency Banker, Societing Strategist, Deconsulting Advisor, Talent Aggregator, Digital Identity Planner."
Sehnsüchte der Zukunft "Was ist sexy in einer schnellen Welt", fragt Bosshart dann, "in der Virtualität dominiert, Transparenz beinahe garantiert ist, Porno als Hintergrundmusik mitläuft, Verfügbarkeit kein Thema mehr ist, Freunde Massenware sind und alles mehr oder weniger öffentlich ist?"
Die Antworten, die er selbst gibt, weisen in eine Welt magischer Anziehungskraft, über die erfolgreiche Produkte in Zukunft verfügen werden: die neue Faszination des Geheimnisvollen, die Sehnsucht nach genussvoller Vorfreude, die Macht des Vergebens, der Kult authentischer Loyalität, die Erotik der Stille, die Freude am Abschalten, das Geschenk, Reue zu empfinden und – durchaus überraschend – die Lernerfahrung des Unbequemen.
Der laufende Wandel ist hoch komplex und wir alle müssen uns darauf in seiner Gesamtheit einstellen.
Erlebnis Verpackung Verpackungen haben den großen Vorteil, dass sie dem Wunsch nach Ent-hüllung nachkommen und die Sehnsucht erfüllen, mit Geheimnissen leben zu können. Wer gut (nachhaltig!) und schön (für Seele und Gemüt!) verpackt, wird immer Chancen haben, Menschen zu gewinnen. Die Kartonindustrie muss also zwei Dinge besser machen: erstens, das Gute (die Nachhaltigkeit) zu pflegen, damit die Menschen sozusagen genießen können ohne Verdruss, und zweitens das Schöne (was der Seele und dem Gemüt gefällt) immer weiterzuentwickeln. Für den schnellen Konsumenten bedeutet das, Convenience-Verpackung intelligent anzubieten, und für den langsamen Konsumenten, dass das Shopping-Erlebnis im Laden dank Verpackungen intensiver und extensiver wird.
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Weitere Informationen |
Suzanne McEwen +43 1 218 6918 mcewen@procarton.com | |||||||
Hintergrund | Pro Carton ist die Europäische Vereinigung der Karton- und Faltschachtelindustrie mit dem Ziel, Karton und Faltschachtel als ökonomisch und ökologisch ausgewogenes Verpackungsmedium zu fördern, sowohl in der Markenartikelindustrie und im Handel als auch bei Design, Medien und Politik. |