Simonetta Carbonaro, geboren in Mailand, hat in Italien Psychologie studiert, in Deutschland Arbeitswissenschaft betrieben und sich in den USA als Journalistin versucht. Zurück in Italien schloss sie sich Anfang der achtziger Jahre der Bewegung des „Radical Design“ und der Designer-Szene um Memphis an.

Heute ist Carbonaro Professorin für Humanistic Marketing und Design Management an der Universität von Borås in Schweden und für Design Direction an der Domus Academy in Mailand. Gemeinsam mit Christian Votava betreibt sie die Unternehmensberatung „Realise – Strategic Consultants“. Vor der Gründung von „Realise“ hat sie 10 Jahre lang mit Wolff Olins zusammengearbeitet, einem der renommiertesten englischen Unternehmen für Branding Strategien.

Im Kern kreisen ihre Ideen um den Ansatz, dass die Menschen heute unzufrieden sind mit dem grenzenlosen Konsum – sie nennt ihn „Zuvielisation“. Sie wollen sich und ihren persönlichen Wert dadurch erfahren, dass sie die Welt mitgestalten, an ihr mitarbeiten und Verantwortung übernehmen. „Der Fokus verschiebt sich vom Einzelnen hin zur Gemeinschaft.“

Carbonaro: „Es ist das starke Identifikationspotenzial von Marken und Produkten, das für die Kunden einen realen Mehrwert darstellt, für den sie auch bereit sind, einen Mehrpreis zu bezahlen. Deshalb kommt dem Marketing in gesättigten Märkten immer mehr die Rolle eines ‚Sinngebungsprozesses’ zu.“

In einem Vortrag für das Hamburger „trendbuero“ sagte sie kürzlich: „Aktuell sprechen alle von der Krise. Aber diese Krise ist ein deutliches Zeichen für einen notwendigen Wandel unserer Konsum- und Wohlstandsgesellschaften. Konsumenten suchen nach wie vor nach dem Objekt ihrer Begierde. Neu ist jedoch, dass sie mit dem Konsum nicht nur individuelle Bedürfnisse befriedigen, sondern auch Wertanschauungen bekunden wollen.“