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Datum 26. November 2013 / www.procarton.com
Titel Revolution im Handel
Text Beim Pro Carton Marketing Event im Oktober 2013 in Wien präsentierte Georg Wiedenhofer, Geschäftsführer des Gallup Instituts, eine brandneue internationale Studie zur Entwicklung des E-Commerce, und Willy Zwerger, führender Journalist und Retail-Experte, erläuterte die aktuellen Entwicklungen im internationalen Handel. Anschließend diskutierte eine hochkarätige Runde mit dem Publikum und stellte fest: Es besteht Handlungsbedarf für die gesamte Supply Chain. Für den Download in Druckqualität bitte auf
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Mag. Georg Wiedenhofer,
Kauf- und Informationsverhalten im E-Commerce im Vergleich zum stationären Handel

"Jeder Zweite hat im letzten Jahr zumindest einmal irgendetwas im Internet bestellt. Es gibt Produktbereiche, die sind massiv betroffen, und es gibt Produktbereiche, da spielt es noch keine große Rolle, ich betone: noch!"

 

"Der Buchhandel ist sicher vom Internet am stärksten betroffen. Es ist relativ einfach, ein Buch zu verschicken. Die Hälfte der Buchkäufer kauft heute im Internet, das ist wirklich sehr viel. Diese Branche hat ganz massiv mit dem Wandel zu kämpfen, hier sieht man auch, was in anderen Branchen passieren kann, wenn der Internet-Handel solche Bedeutung annimmt."

 

"Es ist für den Handel eine gewaltige Herausforderung, dass die Leute, die ins Geschäft kommen, oft mehr wissen als die Verkäufer dort. Und das Kernproblem ist, die Käufer kommen meistens mit einem Preis, den sie im Internet gesehen haben. Der Handel ist in zwei Richtungen attackiert, einerseits verliert der stationäre Handel dadurch Umsatz, dass die Leute im Internet shoppen, und umgekehrt ist er mit der Problematik konfrontiert, dass die Leute hochinformiert ins Geschäft kommen."

 

"Der E-Commerce wird zunehmen. Erstens gehen täglich neue Plattformen ins Netz, das Angebot wird breiter, und bestehende Plattformen weiten ihr Angebot aus. Und die Akzeptanz beim Kunden steigt."

 

"Warum kaufen die Leute im Internet ein? Viele glauben, es sei der Preis, aber das stimmt nicht. Es ist die Convenience. Der Preis ist auch wichtig, aber an erster Stelle steht die Convenience. Zu Hause auf der Couch gibt es keine geregelten Öffnungszeiten, man kann immer einkaufen und hat weltweit das größte Angebot. Es wird nach Hause geliefert, und was nicht gefällt, schickt man wieder zurück. Simpler kann es für den Kunden nicht gehen, das ist Convenience pur."

 

"Was bedeutet das für die Verpackungsindustrie? Vor allem viele Fragen: Sind Verpackungen versandtauglich? Volumen, Festigkeit, Handling, Beschriftungen, Retourentauglichkeit – wie ist das, wenn der Kunde die Verpackung daheim aufreißt und die Ware dann wieder hineinstopft? Geht die Verpackung kaputt, wenn man sie öffnet, oder ist sie rückversandtauglich? Kann die Verpackung zu Hause so etwas wie ein Einkaufserlebnis erzeugen, wenn die Ware ankommt?"

 

Willy Zwerger
Einkaufen geht immer und überall. Worauf sich der Handel in Zukunft einstellen muss

"Es gibt unzählige bestens funktionierende Beispiele. In vielen Branchen wie zum Beispiel Sportartikel, Schuhe oder Dessous sind Showrooms in, in denen man die jeweiligen Modelle begutachten kann, die richtige Größe jedoch via Konsole oder auch Tablet vor Ort ordert. Was den Händlern die Notwendigkeit erspart, von sämtlichen Produkten alle Größen und Varianten lagernd haben zu müssen."

 

"Die britische Handelskette Tesco hat vor rund zwei Jahren einer revolutionären Idee zum Erfolg verholfen. So hat Tesco am Testmarkt Südkorea in Seoul U-Bahn-Stationen mit Fotos von Regalen mit Waren samt abzufotografierendem Code bestückt und es logistisch so eingerichtet, dass die so bestellte Ware zeitgleich mit dem Kunden daheim eintrifft. Ein 30-prozentiges Umsatzplus hat Tesco veranlasst, das virtuelle Shopping-Programm auszubauen und hat nun auch Bus- und Bahnstationen in das System integriert. Weitere Städte sollen folgen."

 

"Rewe hat vor einigen Wochen ein ähnliches Modell in Österreich vorgestellt. Im Zuge des Relaunches des Billa-Online-Shops und der Implementierung einer Billa-App für's bequeme Mobile-Shopping affichierte man Plakate und City Lights mit Produkten, die ebenfalls eingescannt und bestellt werden können. Der durchschnittliche Online-Einkauf beträgt bei Billa jenseits der 80 Euro, der durchschnittliche Einkaufswert in den Billa-Filialen hingegen nur 13 Euro. Allerdings: Der momentane Anteil des Online-Umsatzes am Gesamtumsatz beträgt nicht einmal 1 Prozent. Da ist also jede Menge Luft nach oben, vor allem wenn man bedenkt, dass vergleichbare Geschäftsmodelle in Skandinavien oder den Niederlanden an die 20 Prozent lukrieren."

 

"Angesichts der Tatsache, dass heuer erstmals im Handel auch die Fläche zurückging, nicht nur die Anzahl der Geschäfte, sollte Multichanneling überall ein Thema werden. Erfolg heißt auch, den E-Commerce im Unternehmen verankert zu haben, und zwar nicht nur in den Strukturen, sondern vor allem in den Köpfen. Es muss endlich mit der Angst aufgeräumt werden, dass E-Commerce der Feind des stationären Handels ist und ausschließlich über den Preis punktet."

 

"In Europa sind die Skandinavier am weitesten, knapp gefolgt von den Briten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Skandinavien war schon immer Testmarkt der Telekomprovider und Großbritannien ist ein früher Vorreiter, die Briten haben einfach viel früher begonnen, ihre Ideen umzusetzen."

 

"In zehn Jahren wird es weitaus weniger Outlets geben als heute. Diese werden eine Art Musteroutlet sein, in denen man die einzelnen Modelle, Formen und Farben physisch ansehen und online vor Ort bestellen kann. Viele werden auf Hauszustellung setzen, das Einkaufen im klassischen Sinne reduziert sich auf eher erklärungsbedürftige Produkte und nach wie vor auf Lebensmittel, vor allem im Frischebereich."

 

"Was bedeutet das für die Verpackungsindustrie? Die wichtigsten aktuellen Fragen für die Packaging Supply Chain: Wie löst man das Problem der unterschiedlichen Temperaturbereiche bei Lebensmitteln und wie kann man Mehrwegsysteme schaffen, um den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten? Und, eng damit verbunden, mit welchen Fahrzeugen wird die Belieferung hinkünftig erfolgen: mit Lastenfahrrädern, Elektromini-Kfz, oder wird es Lastenstraßenbahnen geben, Taxiflotten, die auch Hauszustellungen anbieten und mobile Fahrverkäufer mit temporären Auslieferungspunkten?"

 

"Die Verpackungsindustrie sollte vordringlich das Gespräch mit dem Handel suchen, der ja die Vertriebsform vorgibt und zu diesem Zeitpunkt bereits mit der Industrie über Machbarkeiten gesprochen haben muss."

 

Diskussion: Handlungsbedarf für die Supply Chain

Anschließend diskutierten Dr. Andreas Blaschke (Präsident ECMA) und Roland Rex (Präsident Pro Carton) mit den Referenten sowie Moderator Franz Rappold (Pro Carton) und dem Publikum über die Auswirkungen des Wandels für die Verpackungsindustrie.

 

Die Diskussion zeigte klar, dass sich die Supply Chain derzeit in einer entscheidenden Phase befindet. Das Konsumentenverhalten ändert sich dramatisch, und der Handel wird als erster mit den neuen Bedürfnissen und Anforderungen konfrontiert. Alle Partner der Packaging Supply Chain sollten jede Gelegenheit wahrnehmen, sich über bestehende und neue Möglichkeiten auszutauschen.

 

Zum Beispiel könnten mit dem Versand von zentralen Logistikzentren statt vom Händler aus Anforderungen vor allem für neue, markengerechte Verpackungen entstehen:

  1. Gestaltung nach den Vorgaben der Markeninhaber und Handelsunternehmen
  2. Entwicklung von Multichannel-Lösungen
  3. Einhaltung von Temperaturvorgaben während der Lieferung von Frischwaren.

 

Deutlich wurde in der Diskussion auch, dass die Verpackungsindustrie schon viele exzellente Lösungen bereithält, die in Handel und Markenartikelindustrie noch zu wenig bekannt sind. Die Verpackungsindustrie ist gefordert, hier ihre Expertise noch besser zu kommunizieren.

 

Angesichts der rasanten Entwicklung besteht enormer Gesprächsbedarf, um aktuelle Entwicklungen zu verfolgen und gemeinsam an zukunftsweisenden Lösungen zu arbeiten.

 

Pro Carton
Suzanne E. McEwen
mcewen@procarton.com
www.procarton.com
www.ppv.at

Willy Zwerger, Franz Rappold, Mag. Georg Wiedenhofer

Willy Zwerger, Franz Rappold, Mag. Georg Wiedenhofer
Mag. Georg Wiedenhofer

Mag. Georg Wiedenhofer

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Willy Zwerger

Willy Zwerger

Podiumsdiskussion mit Franz Rappold, Willy Zwerger, Dr. Andreas Blaschke, Roland Rex, Mag. Georg Wiedenhofer

Podiumsdiskussion mit Franz Rappold, Willy Zwerger, Dr. Andreas Blaschke, Roland Rex, Mag. Georg Wiedenhofer

Roland Rex, Franz Rappold

Roland Rex, Franz Rappold

 

 

 

   
Weitere
Informationen
Suzanne McEwen +43 1 218 6918 mcewen@procarton.com
Hintergrund Pro Carton ist die Europäische Vereinigung der Karton- und Faltschachtelindustrie mit dem Ziel, Karton und Faltschachtel als ökonomisch und ökologisch ausgewogenes Verpackungsmedium zu fördern, sowohl in der Markenartikelindustrie und im Handel als auch bei Design, Medien und Politik.