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Datum 7. Oktober 2009 / www.procarton.com
Titel Next Generation:
Zukunftsfähigkeit durch „ökointelligente“ Produkte
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Text

Der Marketing Event 2009 von Pro Carton und PPV machte eindringlich klar, dass veränderte Umweltbedingungen die eigenen Geschäftsmodelle radikal verändern können und dass man gut beraten ist, darüber jetzt schon nachzudenken. Die beiden Vortragenden werden ihre Präsentation in erweiterter Form auch auf dem Internationalen Pro Carton-Kongress Ende November in Düsseldorf halten.

 

An die 120 Zuhörer aus Karton- und Faltschachtelindustrie, Markenartikelindustrie, Handel und Design, Universität sowie Presse folgten aufmerksam der Doppelconference der beiden Vortragenden und der anschließenden Diskussion.

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Wimmer / Dr. Stefan Gara, Technische Universität Wien
Lassen wir das Thema Nachhaltigkeit als zusätzliches Attribut zu vielen anderen Dingen wie Qualität einmal beiseite. Sprechen wir nicht über Nachhaltigkeit, sondern gehen wir eine Stufe weiter „in search of excellence“.
Wenn wir über „excellence“ nachdenken, sollten wir uns an dem orientieren, was uns die Natur vorgibt. Wenn wir über Verpackung sprechen, fallen uns sofort Assoziationen ein wie die Nuss oder die Banane, die ja per se ideale Verpackungen sind. Die über die Evolution so entstanden sind, dass sie wieder rückgeführt werden in den Kreislauf: Das wäre der Idealzustand einer sanften Industriegesellschaft, solche Produkte zu haben.
Wir haben uns da vier Leitfragen überlegt für diesen Vortrag:

1. Wann wird ein System kritisch?
Wir Menschen sind gewohnt, linear zu denken, wir glauben, wir können immer noch bremsen, auch wenn wir sehr rasch auf eine Wand zufahren. Doch entwickeln sich manche Zahlenreihen so schnell, dass das System außer Rand und Band gerät. Es geht um Excellence, nicht um kontinuierliche Verbesserung, es geht um Unternehmen, die sich dieser Herausforderung stellen.

2. Welche Brüche sind in kritischen Systemen zu erwarten?
Ein Punkt ist die Endlichkeit der fossilen Energieträger. Sie haben vielleicht den Begriff „peak oil“ schon einmal gehört, wie lässt sich ein Ölfeld, wie lassen sich viele oder alle Erdölvorkommen ausbeuten: eine Glockenkurve, wo es auf der anderen Seite relativ steil nach unten geht. Es gibt ernst zu nehmende Hinweise, dass wir schon über den Peak drüber sind.
Ein anderer Themenbereich, ein Paradigmenwechsel, den wir erleben: Wir haben alle gelernt, ob etwas ein Gift ist oder nicht, hängt von der Konzentration ab. Für etwa 3.000 chemische Verbindungen gibt es Grenzwerte, in Wirklichkeit gibt es etwa 300.000 Verbindungen. Die Problematik ist die Vielfalt und die Wechselwirkung. Da können auch geringste Mengen problematisch sein.

3. Welche Brüche beeinflussen die Produktentwicklung?
Was heißt das für unser System? Es geht um den Faktor X. Es geht nicht um sukzessive Verbesserungen, sondern um Verbesserungen, die eine Dimension ausmachen in der Effizienz, in der Reduktion des Rohstoffverbrauchs, in der Recyclingfähigkeit. Eine radikale Transformation unseres Wirtschaftsstils, weil es sich zeitlich sonst nicht ausgeht.
Bilder aus Japan zeigen eine Demontagehalle, wo 1000 Waschmaschinen pro Schicht semiautomatisch rückgebaut und zerlegt werden. Ein anderes Denken: Wie gehen wir mit Ressourcen um? Wir verbauen sie in Produkten, aber wir holen sie uns wieder. Es geht um die Gestaltung von Produkt-Lebenszyklen, weg von einer linearen Ausrichtung hin zu einem Kreislaufdenken. Es ist die Frage: Wie lassen sich geeignete Kreisläufe gestalten?
Wir schaffen es heute, einen Büroarbeitsplatz umfassend zu erneuern, indem wir 50 Prozent der Elemente einfach weiterverwenden. Der Kunde wird dadurch im Prinzip zum Geschäftspartner, er verwendet Ihr System und bleibt auch dabei, wenn er es upgraden kann. Hier sind wir auf dem Weg von der Produktentwicklung zum Geschäftsmodell.
Wir leben in einer Übergangsperiode, welche uns vor völlig neue Herausforderungen stellt, wo wir einfach anders umgehen müssen mit Ressourcen und Energie. Geschäftsmodelle, die „Sustainability“ ignorieren, sind stark gefährdet. Wir als Produktentwickler müssen verinnerlichen: Wie können wir diese Aspekte im Sinne der Vorsorge, im Sinne der Vulnerability berücksichtigen?
Ein Beispiel noch aus der Mobilität: Michelin hat jetzt das „active wheel“ entwickelt, da ist fast alles drinnen, der Motor, die Aufhängung, die Dämpfung, das ist jetzt alles im Rad. Dadurch wird es jetzt möglich, in relativ sehr kleinen Produktionsstrukturen Automobile zu bauen!

4. Wie können wir unser Unternehmen vorbereiten auf dem Weg zu zukünftigen Anforderungen?
Es geht ja nicht um einzelne Produkte, sondern um Business Excellence. Wir haben dazu ein Modell entwickelt in einem Farbkreis. Dahinter verstecken sich vier wesentliche Sektoren: (1) Es geht um neues Denken, (2) neues Handeln auf Basis neuer Strukturen, (3) darum, neue Potenziale zu identifizieren und (4) neues Wissen im Kontext des Unternehmens zu integrieren.
Wir haben anhand dieser vier Elemente zwölf Indikatoren entwickelt:

1. Leadership
2. Unternehmenskultur
3. Managementsystem
4. Netzwerk & Value Chain
5. Partizipation
6. Sozialkapital
7. Energie‐ & Materialeinsatz
8. Finanzkapital
9. Life‐Cycle Management
10. Technologiekompetenz
11. Innovation & Kreativität
12. Weitblick / Trends

Es geht darum, dass derjenige, der in Führungsposition ist, diese Werte tatsächlich im Unternehmen verankert, nicht nur in gut klingenden CSR-Berichten und vorgeschobenen Projekten, die nicht wirklich die Produktion betreffen. Wenn eine solche ganz konsequente Logik nicht nachgefragt wird, können Sie sich nicht auf die nächste Stufe entwickeln. Es geht auch um Weitblick im Sinne des Vorsorgeprinzips.
Am Beispiel eines CD-Covers: Wir haben für einen namhaften Hersteller den Carbon Footprint einer CD gerechnet. Wie viel ist im Produkt, wie viel ist in der Verpackung? Der Gesamt-Footprint ist 100 Prozent, davon hat das Produkt 50 und die Verpackung auch 50, obwohl der Hersteller schon viel gemacht hat. Bei der CD sind sicher Grenzen gesetzt, aber bei der Verpackung könnte man noch viel tun, zum Beispiel aus Karton. Es geht einfach um einen anderen Verpackungsteil, der natürlich nicht aus Polycarbonat sein kann. Welche Anforderungen würde es jetzt geben bei einem solchen Cover? Es geht um einen geringen Carbon Footprint und auch einen geringen Water Footprint.
Es geht um einen neuen Geist für ökointelligente Produkte in zukunftsfähigen Geschäftsmodellen, um im Wettbewerb bestehen zu können, schlussendlich geht es um Business Excellence.
Die anschließenden Diskussion beschäftigte sich vor allem mit der Lifecycle-Kalkulation, bei der ökologische Produkte gar nicht mehr so teuer aussehen, sowie damit, inwieweit und in welcher Form Gesetzgeber und EU zur Steuerung eingreifen müssen. Zum Abschluss wurde ein Film mit den Finalisten des Pro Carton/ECMA-Awards gezeigt. Zu sehen auf www.cartonawards.com

Franz Rappold, Pro Carton, Präsident CEPI Cartonboard Europa

Franz Rappold, Pro Carton, Präsident CEPI Cartonboard Europa, bei der Einführung.

Dr. Stefan Gara

Dr. Stefan Gara und ...

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Wimmer

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Wimmer ...

in voller Fahrt!

das publikum

Das Publikum war gefesselt.

Dr. Andreas Blaschke, Vorstand Mayr-Melnhof

Dr. Andreas Blaschke, Vorstand Mayr-Melnhof, leitete die anschließende Diskussion ...

mit Dr. Rudolf Bergolth

... und bedankte sich bei Dr. Rudolf Bergolth für seine langjährige Tätigkeit beim PPV.

 

 

 

 

 

 

   
Kontakt Suzanne McEwen +43 1 218 6918 mcewen@procarton.com
Hintergrund Pro Carton is the European Association of Carton and Cartonboard manufacturers. Its main purpose is to promote the use of cartons and cartonboard to brand owners, the trade as well as designers, the media and politicians as an economically and ecologically balanced packaging medium.